Entwurfsstudios an der ETH Zürich: Dauerhafte Architektur als Vision für die Zukunft

Entwurfsstudios an der ETH Zürich: Dauerhafte Architektur als Vision für die Zukunft.

Die zwei Semester wurden an der ETH Zürich von Mitarbeitenden der Professur Mosayebi, von Mitarbeitenden der Dozentur für Bautechnologie und Konstruktion, den Professuren für Tragwerksentwurf und Nachhaltiges Bauen sowie von den Künstlern Philipp Schaerer (HS 2023) und Taiyo Onorato (FS 2024) begleitet. Es sind grossmassstäbliche Modelle, konstruktive Zeichnungen und kompositorische Bilder entstanden.

Ausgewählte Projekt-Arbeiten des Herbstsemesters 2023 finden Sie in unserer neuen Broschüre. 
 

Massivbau – Baustandard von morgen?

Seit 2024 erforscht die Professur Mosayebi zusammen mit den Natursteinunternehmern Christian Bärlocher und Guiseppe Ongaro zukünftige innovative Konstruktionsweisen und Bausysteme mit tragendem Naturstein. Im nachfolgenden Interview erläutern Christian Bärlocher und Carlo Bernasconi, weshalb das Thema Massivbau gerade heute aktueller denn je ist.

Welchen Stellenwert haben tragende Strukturen aus Naturstein in der aktuellen Architektur?

Christian Bärlocher: In Frankreich, England, aber auch in der Schweiz gibt es erste Beispiele, die das Potential von Naturstein als tragendes Element aufzeigen. Der Stellenwert ist aber im Verhältnis zu anderen Baumaterialien (noch) verhältnismässig klein.

Carlo Bernasconi: Aktuell ist die Nachfrage gemäss unseren Erfahrungen leider noch klein. Wir sind aber überzeugt, dass mit den aktuellen Themen Ökologie/Nachhaltigkeit/Umweltschutz diese Bauweise vermehrt an Stellenwert gewinnt.

 

Warum könnte eine Rückkehr zum Massivbau sinnvoll sein?

Carlo Bernasconi: Eine Rückkehr zum Massivbau aus Naturstein ist aus mehreren Gründen sinnvoll. Erstens ist Naturstein ein nachhaltiges Baumaterial, das umweltfreundlich ist. Zweitens besitzt er die Fähigkeit, Wärme zu speichern und zu regulieren, was zu einem angenehmen Raumklima beiträgt. Drittens gibt es, im Massivbau mit Naturstein, unzählige Gebäude die deutlich über 100 Jahre alt sind und immer noch den heutigen Ansprüchen genügen. Die lange Lebensdauer rechtfertigt auch höhere Baukosten. Zudem bietet Naturstein zeitlose Schönheit und eine grosse Vielfalt in Farbe und Textur.

Christian Bärlocher: Die fehlende Herstellungsenergie, eine energieeffiziente Verarbeitung sind technisch nachvollziehbare Gründe. Aber auch die Authentizität von Naturstein erachte ich als wichtigen Grund für die Faszination, mit Naturstein zu bauen.

 

Welche Konstruktionsweisen mit tragendem Naturstein können die Architektur der Zukunft Ihrer Meinung nach besonders nachhaltig prägen?

Christian Bärlocher: Es braucht vor allem durchdachte und sinnvolle Lösungen, die die spezifischen Eigenschaften des Steins positiv nutzen. Es macht wenig Sinn, wenn die Nachteile von Naturstein mit technisch aufwändigen Lösungen so minimiert werden (zum Beispiel aufwändige Vorspannungen, Verklebungen, …) bis Naturstein wie Holz oder Beton eingesetzt werden kann. Es braucht vielmehr eine Auseinandersetzung mit dem Natursteinhandwerk, den Eigenschaften von Naturstein und den technischen Möglichkeiten der Verarbeitung. Die Arbeit am Studio von Elli Mosayebi ist dabei eine wegweisende Arbeit, wie das umgesetzt werden kann.

Carlo Bernasconi: Beispielsweise die Kombination von Naturstein mit anderen nachhaltigen Materialien. Ebenfalls nicht zu vergessen sind die lokalen Materialien. Dies minimiert Transportwege und unterstützt lokale Wirtschaften. Ein weiterer Trend, der in Zukunft hoffentlich vermehrt an Bedeutung gewinnen wird: Recycling und Wiederverwendung. Die Wiederverwendung von Naturstein aus abgerissenen Gebäuden oder Renovierungsprojekten kann Ressourcen schonen und Abfall reduzieren. Und nicht zuletzt kann die Verwendung von Naturstein in der Architektur helfen, Gebäude harmonisch in die Umgebung zu integrieren, was die ästhetische und ökologische Nachhaltigkeit fördert.
 

Mehr Infos zur Kooperation mit der ETH Zürich.


Hier gehts zur Video-Serie unserer Mitglieder.