Steinbruch-Kompetenz in der Baumuster-Centrale
Steinbruch-Kompetenz in der Baumuster-Centrale
Vom 5.9. bis 25.10. findet in der Schweizer Baumuster-Centrale eine Sonderausstellung zum Thema Naturstein statt. In der Ausstellung werden 12 Steinbrüche portraitiert und dabei die Rolle des nachhaltigen und ressourcenschonenden Baumaterials für die Baukultur von morgen beleuchtet. Naturstein bildet nicht nur die Grundlage für herausragende Architekturprojekte, sondern auch einen nachhaltigen Beitrag zur Schaffung einer harmonischen und inspirierend gebauten Umwelt.
Im Rahmen der Ausstellung können die Besucherinnen und Besucher zudem den Korpus mit 60 verschiedenen Natursteinmustern entdecken, die von Pro Naturstein zur Verfügung gestellt werden. Die Natursteinmuster können auch ausgeliehen werden.
Ein steinstarker Tipp für Architekten.
Interview mit Naturstein-Experte Jan Müller
Als Geschäftsführer der Müller Naturstein AG bringt Jan Müller den nachhaltig am oberen Zürichsee abgebauten Bollinger Sandstein Brand zusammen mit seinem Team für Architekt:innen und Planer:innen in Form. Dabei legt er Wert auf umweltschonenden Abbau und ökologische Verarbeitung.
Welche Rolle spielen Steinbrüche in der modernen Bauwirtschaft?
Die Schweizer Steinbrüche spielen in der modernen Bauwirtschaft eine sehr wichtige Rolle. Das Bewusstsein für nachhaltige und natürliche Bauprodukte steigt merklich an. Ein Aspekt ist sicherlich, dass das Urbedürfnis des Menschen, sich mit natürlichen Baumaterialien zu umgeben wieder neu erkannt wird. Naturstein sorgt nicht nur optisch für ein Highlight, sondern ist auch für Geist und Seele eine Wohltat. So ist es ein ganz anderes Erlebnis, barfuss auf einem Natursteinbelag als etwa auf einem Keramikbelag zu gehen. Der andere Aspekt ist die unvergleichliche CO2-Bilanz von heimischem Naturstein. Unser Bollinger Sandstein Brand wurde von der Natur erschaffen, wir bringen ihn lediglich in Form und tun dies fast ausschliesslich mit strombetriebenen Maschinen. Bereits jetzt produzieren wir ca. 2/3 unseres Strombedarfs via Solaranlage selbst und verfolgen stets das Ziel, dies auf 100% auszubauen. Mit diesen zwei Argumenten sind wir sicher, dass Naturstein und somit die Schweizer Steinbrüche in der modernen Bauwirtschaft mindestens eine gleich wichtige Rolle spielen werden, wie sie das getan haben, als beispielsweise ein Grossteil vom historischen Zürich aus dem Bollinger Sandstein vom oberen Zürichsee gebaut worden ist.
Was fasziniert Sie an dieser Ausstellung über Steinbrüche ganz besonders?
Dies ist sicherlich die Vielfalt, welche unsere Schweizer Steinbrüche aufweisen. Es ist schier unglaublich, welche Bandbreite an Natursteinen unser doch kleines Land anzubieten hat. Diese Ausstellung ist von grosser Bedeutung, wenn es darum geht das Bewusstsein von Bauherrschaften und Planern dahingehend zu schärfen, dass Schweizer Stein fast alles zu bieten hat und es nicht zwingend sein muss, Natursteine etwa aus Fernost oder Südamerika zu importieren.
Inwiefern tragen Steinbruchbetreiber dazu bei, die Ressourcen auf unserem Planeten nachhaltig zu schonen?
Die Ressource Naturstein ist theoretisch fast unendlich und kaum jemals ausschöpfbar. Es braucht verhältnismässig wenig Energie, um die von der Natur hergestellte Ressource in Form zu bringen. Im Gegensatz zu gebrannten Produkten wie Klinker oder Zemente ist dies extrem ressourcenschonend. Zudem kann Naturstein nach der geplanten Lebensdauer auch gut für andere Produkte wiederverwendet werden. So kann zum Beispiel eine Natursteinfassade nach der Lebensdauer zum Beispiel zu 100% zu Kies verarbeitet werden.
Warum lässt sich die CO2-Bilanz der Bauwirtschaft mit Naturstein effizienter verbessern als mit anderen Baustoffen?
Ganz einfach, weil die Herstellung des Rohproduktes bereits durch die Natur stattgefunden hat. Um die Natursteine zu verarbeiten, braucht es in unserem Betrieb verhältnismässig wenig Energie. Dazu kommt, dass die verwendete Energie fast ausschliesslich elektrische Energie ist, welche sehr gut nachhaltig und häufig auf dem eigenen Firmengelände gewonnen werden kann.
Welche Veränderungen kommen auf Steinbruchbetreiber in der Schweiz zu?
Hier sehe ich mehrere Aspekte. Einer ist sicherlich der Fachkräftemangel. Es gestaltet sich schwierig geeignetes Personal zu akquirieren. Hier muss auch die Natursteinbranche an neue Arbeitsmodelle denken und sich modernisieren. Ein weiterer Aspekt sind die immer stärker Ausgeprägten behördlichen Auflagen. So wird es allgemein schwieriger und ist mit einem erheblichen administrativen Mehraufwand verbunden, neue Abbaugebiete zu erschliessen. Und zuletzt bin ich mir sicher, dass die Schweizer Steinbrüche sich auf eine grössere Nachfrage gefasst machen dürfen.
Ein spannendes Referenzprojekt der Müller Naturstein AG.
Fachgespräche mit Christian Bärlocher
Für den Geschäftsführer der Bärlocher Steinbruch & Steinhauerei AG beginnt Nachhaltigkeit im Steinbruch. Mit seinem Knowhow macht er den in seinem Steinbruch abgebauten Rorschacher Sandstein in historischen Gebäuden und in moderner Architektur zum Star.
Inwiefern ist der Abbau von Naturstein besonders nachhaltig?
Aus verschiedenen Gründen. Grundsätzlich fehlt bei Naturstein die Herstellungsenergie komplett, da der Baustoff bereits besteht. Zudem erfolgt der Abbau in Schweizer Steinbrüchen fast ausschliesslich mit elektrisch betriebenen Seilsägen oder Schrämmen. Weiter sind fast alle Steinbrüche in Familienbesitz, verfolgen eine qualitäts- und mitarbeiterorientierte Führung und erhalten die gesamte Wertschöpfungskette lokal.
Weshalb sind gerade aktive Steinbrüche ein optimaler Rückzugsort für seltene Tier- und Pflanzenarten?
Steinbrüche sind betriebsbedingt kiesige und schlammige Offenflächen. Es entstehen aus Abbau und Betrieb Steinhaufen, Wasser-Absetzbecken und Pionierflächen. Alles Lebensräume, die in der Natur und ohne das Betreiben eines Steinbruchs selten bis gar nicht vorkommen. Einige Steinbrüche in der Schweiz sind sogar von der Stiftung Natur und Wirtschaft ausgezeichnet.
Welche Rolle spielt regionaler Naturstein bei der Renovierung von historischen Gebäuden?
Der Abbau von historisch verwendeten Steinen bis heute bildet die Grundlage einer materialgerechten Renovation. Dies wiederum ermöglicht es, Gebäude mit technisch passendem Material zu erhalten bzw. schadhafte Stücke zu ersetzen. So bleiben wichtige Zeugen der Baukultur erhalten.
Ein spannendes Referenzprojekt der Bärlocher Steinbruch & Steinhauerei AG.
Nachhaltigkeit: Donnerstag, 5. September 2024, 18:00 Uhr
Planen mit Naturstein: Donnerstag, 3. Oktober 2024, 18:00 Uhr