40 Jahre Pro Naturstein und topfit für Zukunft
40 Jahre Pro Naturstein und topfit für Zukunft
Interview mit Pro Naturstein-Geschäftsführerin Melanie Saner
Wissen Sie, mit welcher Motivation der Verbund damals gegründet wurde? In erster Linie wollte man die Verwendung von Naturstein in allen Formen und Bereichen fördern und das Image des Steins verbessern. Die Gründung wurde massgeblich durch die Initiative einzelner Unternehmer vorangetrieben. Diese erkannten die Notwendigkeit einer stärkeren Zusammenarbeit innerhalb der Natursteinbranche. Jeder für sich stand vor ähnlichen Herausforderungen: steigende Produktionskosten, ein intensiver Wettbewerb und die Aufgabe, sich in einem wachsenden Markt von Konkurrenzprodukten abzuheben. Einzelne Unternehmer sahen in der Gründung eines Verbunds die Möglichkeit, Synergien zu schaffen und Ressourcen zu bündeln. An der Gründung beteiligten sich auch der Verband Schweizer Marmor- und Granitwerke VSM (heute Naturstein-Verband Schweiz NVS) sowie der Verband Schweizer Naturbaustein- und Pflastersteinproduzenten VSNPP. Die Arbeitsgemeinschaft Pro Naturstein bot eine Plattform, um gemeinsame Marketingstrategien zu entwickeln und die Vorteile von Naturstein besser zu kommunizieren.
Was machte den Spirit von Pro Naturstein damals aus? Eine übergreifende Gemeinsamkeit und Enthusiasmus einzelner: das Interesse an der Förderung von Naturstein! Und dies trotz der unterschiedlichen Interessen und Spezialisierungen innerhalb der Branche. Es wurde erkannt, dass man durch gemeinsame Werbe- und Marketinginitiativen viel mehr Aufmerksamkeit erzielen konnte. Diese gemeinsame Zielsetzung schuf die Basis für die Gründung des Verbunds.
Was waren die Meilensteine in diesem langen Zeitraum? In 40 Jahren gab es einige Meilensteine! Ein erster bedeutender Meilenstein nach der Gründung war die erste Teilnahme an der Swissbau 1985, einer der grössten und renommiertesten Baumessen der Schweiz. Bis 2018 nahm man anschliessend regelmässig an diesen Messen teil – dies mit repräsentativen Ständen von bis zu 250 Quadratmetern.
Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die Zusammenarbeit mit anderen Trägerverbänden, die über die eigentliche Natursteinbranche hinausging. Durch Kooperationen mit Verbänden wie zum Beispiel JardinSuisse (als Vertreter der grünen Branche) oder dem Verband Schweizer Bildhauer und Steinmetze VSBS konnten Synergien genutzt und gemeinsame Interessen verfolgt werden. Seit Anbeginn wurden auch gedruckte Werbemittel produziert, so zum Beispiel das Mitteilungsblatt «STEIN», später dann «InStein» und anschliessend die heutige Jahresbroschüre mit wechselnden Schwerpunktthemen.1994 produzierte Pro Naturstein zudem einen grossen Natursteinmuster-Ringordner, welcher auf je einem A4-Blatt 160 Natursteine enthält. Er war nach kürzester Zeit ausverkauft und wurde mehrmals nachgedruckt. Dieser Ordner war auch der Vorreiter des heutigen digitalen Architekten-Tools «Steinfinder» mit mittlerweile 200 Steinen.
Nicht vergessen darf man auch als 2010 beschlossen wurde, die Organisationsstruktur und auch das bisheriges Finanzierungsmodell zu ändern. 2019 folgte dann ein weiterer Paradigmenwechsel – weg von Messe-Teilnahmen und Print-Inseraten hin zu einer professionellen Online-Strategie. Diese wird seither laufend ausgebaut und mit flankierenden Massnahmen ergänzt. Lange präsentierte sich Pro Naturstein als Verbund, welcher die einzelnen Mitglieder gegen aussen nur begrenzt zeigte. Seither stehen die Vollmitglieder im Zentrum vieler Kommunikationsmassnahmen und profitieren von weiteren für sie produzierten Dienstleistungen und Werbemassnahmen.
Was zeichnet ein typisches Mitglied von Pro Naturstein aus? Die Mitglieder von Pro Naturstein – sowohl Naturwerksteinbrüche wie Natursteinwerke – profitieren von gemeinsamen Marketing- und Werbestrategien, die ihre Sichtbarkeit und ihren Marktauftritt stärken. Wir positionieren unsere Mitglieder als DIE führenden Schweizer Natursteinprofis! Durch kollektive Werbekampagnen und ein einheitliches Branding können sie die Vorteile von Naturstein wirkungsvoll kommunizieren und sich von Anbietern von Konkurrenzmaterialien abheben. Diese koordinierte Vorgehensweise hebt sie von Mitbewerbern ab, die häufig auf individuelle Marketingansätze setzen und dadurch weniger Schlagkraft haben.
Welche Vision hat der Verbund für die Zukunft? Heute wie damals halten wir an unserem Credo fest: Pro Naturstein betreibt Werbung für Naturstein aus der Schweiz und aus aller Welt – für mehr Naturstein im und am Bau! Zusätzlich schaffen wir Mehrwerte für unsere Mitglieder, um sie dabei zu unterstützen, ihren wirtschaftlichen Erfolg nachhaltig zu sichern. Diesbezüglich freuen wir uns immer, wenn neue Firmen beziehungsweise Mitglieder hinzukommen und diese Vision mittragen.
Interview mit Emilio Stecher, CEO und VR-Präsident der Emilio Stecher AG
Ihr Vater Emilio Stecher war an der Gründungsversammlung dabei, als die Statuten in Kraft gesetzt wurden. Was war die Motivation der Gründungsmitglieder, den Verband ins Leben zu rufen? Architekt Rolf Schibler, der damals Geschäftsführer des NVS war, war die treibende Kraft und überzeugte die in der Branche aktiven Patrons, dass man den Naturstein unbedingt gemeinsam auf allen Ebenen fördern sollte. Der NVS hiess in dieser Zeit noch VSM (Verband Schweizer Marmor- und Granitwerke). Schibler übernahm die Geschäftsführung der neu gegründeten PRO NATURSTEIN. Gründungsmitglieder waren der damalige VSM-Präsident Arnold Zubler von Gerodetti in Hunzenschwil, Peter Schär aus Niederwangen von der gleichnamigen Firma, später Schär und Trojahn AG, zusätzlich noch Martin Bader von der Naturstein Lägern in Steinmaur, der auch erster Präsident der Organisation wurde und schliesslich auch mein Vater von der Emilio Stecher AG aus Root. Eventuell gab es noch andere Gründungsmitglieder. Rolf Schibler gestaltete auch den ersten Messestand an der Swissbau 1985. Damals hatten die Fachmessen allgemein, aber die Swissbau im Besonderen, eine unglaubliche Bedeutung. Es gab noch kein Internet und man informierte sich über Neuigkeiten auf Fach- und Publikumsmessen. Der erste grosse Stand der PRO NATURSTEIN an der Swissbau 1985 war der grosse Aufhänger. Die Firma JUMA aus Eichstätt hatte sich auch noch daran beteiligt, wie ich mich erinnere. Die Firma JUMA war damals der führende Anbieter für deutschen Jurakalk in der Schweiz.
Was ist heute ganz anders als in den Gründerjahren? Der grösste Unterschied zu damals sind ganz klar die Social Media und das Internet, welches es in dieser Zeit in keiner Form gab. Es wurde noch mit dem TELEX gearbeitet, der TELEFAX kam gerade ganz neu auf und wurde dann in der Branche schnell eingeführt und geschätzt, dass man endlich Pläne schnell übermitteln konnte. Damals wurde vor allem noch mit Schablonen bei Massaufnahmen von Treppen oder von Werkstücken bei Küchen gearbeitet. Heute geschieht dies fast alles elektronisch und wird mit CAD weiterverarbeitet.
Was ist vom Kern erhalten geblieben? Vom Kern erhalten geblieben ist die solidarische Gemeinschaftswerbung für den Naturstein in der ganzen Natursteinbranche der Schweiz. In den frühen Jahren von PRO NATURSTEIN waren nicht nur der NVS, JardinSuisse und der Verband Schweizer Bildhauer und Steinmetze VSBS dabei, sondern auch der Tessiner Verband AIGT, der Verband der Pflästerer und der Verband der Schweizer Naturstein-Produzenten, also die Steinbrüche. Die Mitglieder des letztgenannten Verbandes sind heue allesamt Mitglieder des NVS. Eine breite Abstützung und damit eine hohe Schlagkraft waren vor 40 Jahren wie heute die Ziele.
Was war der Stellenwert von Naturstein damals? Hat sich das bis heute verändert? Der Stellenwert von Naturstein hat sich in der Schweiz insgesamt verändert. Bei den Bodenbelägen wird im Privatbereich vielmehr als früher Parkett und Feinsteinzeug (Keramik) verwendet. Im öffentlichen Bereich ist Naturstein nach wie vor das Mass der Dinge – hier ist die Nähe zum Thema Nachhaltigkeit spürbar. Auch bei den Fassaden konnte die Natursteinbranche zulegen. Bei den Restaurationen von bestehenden Naturstein-Bauten hat der Markt sein Verhalten verändert: Von den 70er-Jahren bis in die 90er-Jahre wurde sehr viel restauriert. Heute entstehen oft Neubauten – wenn aber eine Restaurierung geplant wird, spielt Naturstein immer eine zentrale Rolle. Bei den Küchenabdeckungen, die den Siegeszug in der Schweiz in den 80er-Jahren im grossen Stil antraten und bei denen grösstenteils Granit verwendet wurde, werden neben Naturstein zunehmend auch Hartbeläge inklusive Feinsteinzeug (Keramik) und Quarzkomposit eingesetzt. Ein Anteil von 50% ist geblieben, wenn man alle Hartbeläge inklusive Feinsteinzeug (Keramik) und Quarzkomposit mitrechnet, welche auch von unserer Branche verarbeitet werden. Im Strassenbau gibt es heute kaum noch Schweizer Natursteine, ausser Guber-Pflästerungen. Hingegen kommt Naturstein im Gartenbau und im Bereich Flachdach (Balkone) viel öfter zum Einsatz als früher, wenn auch in diesen Bereichen Natursteinimitate mittlerweile stark vertreten sind.
Was erwarten Sie für die Zukunft? Back to the Roots! Dank der Pandemie hat ein gewisses Umdenken in der Bevölkerung stattgefunden und Überseematerialien, insbesondere aus China, haben an Bedeutung verloren. Wir müssen die Schweizer Natursteine mit Pro Naturstein ebenso mit vollem Engagement fördern wie ausländische Angebote. Das ist sehr wichtig. Generell sind wir bei der Pro Naturstein auf dem richtigen Weg, auch was die Strategie auf Social Media und im Digitalbereich betrifft!
Pro Naturstein macht vorwärts
Wir sind bereit für die nächsten 40 Jahre und freuen uns auf eine moderne und nachhaltige Zusammenarbeit mit Architekt:innen, Landschaftsarchitekt:innen und allen weiteren Ansprechpersonen.
Hier erfahren Sie mehr zum Jubiläum
…und spannende Referenz-Videos unserer Mitglieder finden Sie hier.